Praxis des „Aalutsettens" kritischer betrachten

Zum Aalutsetten am 9. März von der Flensburger Förde bis zur Elbe sagt die naturschutzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Silke Backsen:

 

Der europäische Aal (Anguilla anguilla) ist seit den 1970er Jahren in Europa um 98 Prozent zurückgegangen. Auch ein seit 2008 in der EU bestehender Wiederaufbauplan hat nichts daran ändern können, dass sich der Bestand auf einem historisch niedrigen Niveau befindet.

 

Da der Aal ernsthaft vom Aussterben bedroht ist, hat die EU ab 2023 sogar halbjährliche Fangverbote verhängt. Die jährlich wiederkehrende Aktion des „Aalutsettens" ist sicherlich gut gemeint und auch traditionell begründet, erscheint aber kontraproduktiv. Von Fachleuten wird bezweifelt, dass diese Maßnahme außer der Fischerei auch der Arterhaltung dient. Sie könnte ihr sogar eher schaden. Es ist daher an der Zeit, diese Praxis kritischer zu betrachten.

 

Der Aal hat eine einzigartige Fortpflanzungsbiologie und laicht ausschließlich in einem eng begrenzten Bereich der Karibik, der Sargassosee. Eine Aufzucht in Gefangenschaft ist bisher trotz zahlreicher Versuche noch nirgends geglückt. Die Glasaale, die in Schleswig-Holstein ausgesetzt werden, wurden zuvor vor der europäischen Atlantikküste entnommen. Bisher ist nicht erforscht, ob der innere Kompass dieser Aale noch funktioniert und sie sich später erfolgreich fortpflanzen können. Es bedarf dringend wirksamer Schutzmaßnahmen für den Aal. Die auf EU-Ebene beschlossene sechsmonatige Schonzeit ist ein erster und wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssen.

 

Neben Fangbeschränkungen brauchen wir auch verstärkt Maßnahmen zur Wiederherstellung von Lebensräumen und zur Verbesserung der Durchgängigkeit unserer Fließgewässer.

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