Der Konsum von Lachgas ist zu schädlich, um ihn leichtfertig zu betreiben

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 21 – Verkaufsverbot von Lachgas an Jugendliche

Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Distickstoffmonoxid, besser bekannt als Lachgas, ist nicht nur eines der stärksten Treibhausgase, sondern wird seit den 2010er Jahren vermehrt auch in Deutschland und fatalerweise zu großen Teilen von Minderjährigen missbräuchlich verwendet. Immer wieder erreichen uns Meldungen beispielsweise aus Kiel, in denen Minderjährige aufgrund eines viel zu starken Lachgas-Missbrauchs im UKSH Kiel in der Neurologie behandelt werden mussten.

Denn Lachgas wirkt nicht nur entspannend und euphorisierend und ruft ein Gefühl des Wohlig- und Losgelöst-Seins hervor, sondern ruft eigentlich immer gesundheitliche Schäden hervor, insbesondere dann, wenn der Konsum chronisch wird. Lachgas schädigt nämlich unser zentrales Nervensystem teilweise direkt, teilweise aber auch indirekt, nämlich indem es den Sauerstoff, den gerade unsere Nervenzellen und unser Gehirn ganz dringend brauchen, verdrängt. Wer zu viel Lachgas auf einmal konsumiert, nimmt in Kauf, an einem Tod durch Erstickung zu sterben.

Doch auch der gelegentliche Konsum von geringen Mengen an Lachgas kann fatale Auswirkungen auf den Körper haben. Lachgas inaktiviert nämlich das für den Körper wichtige Vitamin B12, das der Körper nicht selbst herstellen kann, sondern mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Bei einem regelmäßigen Konsum von Lachgas stellt sich daher in den allermeisten Fällen ein Mangel an Vitamin B12 ein, der ebenfalls zu Schäden am Nervensystem, der Blutproduktion und vielem weiteren führt. Ich könnte mit den negativen Wirkungen jetzt noch deutlich länger so weiter machen aber ich denke, die Nachricht ist angekommen: Der Konsum von Lachgas ist zu schädlich, um ihn leichtfertig weiter zu betreiben und deshalb ist es gut, dass wir auch in Schleswig-Holstein auch mit dieser Debatte gerade auch an die jungen Menschen deutlich machen: Der Lachgas-Konsum lohnt sich einfach nicht und lasst deshalb ja die Finger davon.

Doch, liebe Kolleg*innen, dieses Wissen fehlt leider vielen Konsumierenden und insbesondere die freie Verfügbarkeit, die günstigen Preise an Kiosken und über Automaten, der gemeinsame Konsum aus Spaß auf dem Schulhof schafft leider momentan genau den gegenteiligen Effekt als den, der eigentlich geschaffen werden sollte. Wer in bestimmten Stadtteilen oder Regionen unterwegs ist, der findet leider immer wieder überquellende Mülleimer, in denen sich die Lachgas-Kartuschen und Verpackungen nur so stapeln und leider muss dann davon ausgegangen werden, dass diese nicht alle von der Zahnarztpraxis um die Ecke stammen.

Es ist deshalb gut, dass wir mit diesem Antrag, und dass auch schon der Bundesrat in der letzten Woche eine Initiative für ein Abgabeverbot an Minderjährige auf den Weg gebracht hat. Auch unterstützen wir mit dem Antrag ausdrücklich die Forderung von beispielsweise der Ärztekammer Niedersachsen, die eine Mengenbeschränkung bei der Abgabe von Lachgas pro Person fordern. Dies ist genau richtig, denn gerade die großen Behälter Lachgas werden momentan gerne für den Gruppenkonsum verwendet, was dem Drogenkonsum nochmal eine soziale Komponente hinzufügt, die wirklich nicht zu gebrauchen ist.

Zum Schluss möchte ich nochmal einen grundsätzlicheren Punkt ansprechen, der ja auch teilweise durch die Kleinen Anfragen der Abgeordneten Dr. Buchholz und Dr. Garg zu Ecstasy und Fentanyl aus dem letzten Jahr deutlich geworden ist: Wir haben es momentan in Deutschland mit einer immer stärkeren Diversifizierung des Drogen- aber auch missbräuchlichen Medikamentenkonsums insbesondere bei jungen Menschen zu tun. Es kommen immer mehr neue Drogen auf den Markt und erhöhen dadurch natürlich den Anreiz, sich auszuprobieren und möglichst viele Erfahrungen zu machen.

Allein das ist zwar schon schlimm genug, mir ist in dem Zusammenhang aber nochmal wichtig zu betonen, wie fatal die gesundheitlichen Schäden durch den dadurch ansteigenden Mischkonsum eigentlich sind.

Im letzten Arbeitskreis Sucht der Hansestadt Lübeck wurde uns sehr eindrücklich über die Folgen der Nutzung von Benzos, also sehr starken Beruhigungsmitteln, und Opiaten wie Tilidin, also sehr starken Schmerzmitteln, berichtet. Auch hier steigen insbesondere in den Großstädten die Konsumierendenzahlen und ich erwähne das deshalb an dieser Stelle, weil letztere gerne auch in Kombination mit Lachgas verwendet werden. Und leider zeigt sich, dass gerade die Kombination aus Beruhigungsmitteln, aber auch Alkohol und Lachgas noch schlimmere Folgen für die Gesundheit der Konsumierenden haben.

Auch dieser Aspekt muss daher in Zukunft stärker berücksichtigt werden und in diesem Sinne freue ich mich über Unterstützung und bedanke mich für die Aufmerksamkeit!

Jasper Balke

Sprecher für Gesundheit, Pflege, Ehrenamt, Sport, Gesundheitswissenschaften, Medizinische Forschung und Lehre