Inklusion heißt Chancengerechtigkeit, auch und gerade in sozial herausforderndem Umfeld

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 17 – Bericht zum Sachstand „Perspektiv-Kitas“

Dazu sagt die kitapolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Catharina Nies:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

sehr geehrte Kolleg*innen,

ich bedanke mich bei Ministerin Touré für den Bericht zu den Planungen der Perspektiv-Kitas. Wichtig finde ich noch einmal zu betonen: Wir starten heute nicht mit dem Programm, sondern sind mitten in der Konzeptionierungsphase.

Aber der Rahmen ist gesetzt, wir bekommen die Perspektiv-Kitas ab 2025. Das ist eine sehr gute Nachricht. Wir haben uns als Regierungsparteien Anfang der Legislaturperiode unter anderem vorgenommen, das erfolgreiche PerspektivSchul-Programm auszuweiten und diese Idee eines besonderen Unterstützungsprogramms für Bildungseinrichtungen in sozial herausfordernden Lagen auch auf Kindertageseinrichtungen auszuweiten. Mit dem Fokus einer Stärkung in der sozialräumlichen Arbeit, in der Elternarbeit, bei der sprachlichen Entwicklung und auch bei der Unterstützung der Kinder beim Übergang in die Schule.

Der Schritt vom letzten Kita-Jahr in die erste Klasse ist ein riesengroßer Schritt für Kinder. Es ist enorm wichtig, dass sie mit dem Start ins Schulleben etwas Positives verbinden, Wir müssen unbedingt vermeiden, dass Grundschule für sie zu einem Raum des Scheiterns wird. Eine gute frühkindliche Bildung, in der Kinder sich entfalten können und begeistert neue Dinge entdecken, ist aus meiner Sicht die beste Vorbereitung auf die Schule.

Um den Übergang noch intensiver begleiten zu können, benötigen Kitas zusätzliche personelle Ressourcen und besonders Menschen, die am Kind arbeiten. Insbesondere in den Vierteln und Orten, in denen viele sozio-ökonomisch benachteiligte Familien leben. Denn der Bildungserfolg eines Kinders soll nicht von der Herkunft der Eltern abhängen. Diesen Zusammenhang müssen wir endlich durchbrechen.

Das Perspektiv-Kita-Programm soll gezielt dort ansetzen, wo die soziale Herkunft bereits in der frühkindlichen Bildung zu Hemmnissen und damit zu ungerechten Startchancen führt. Armutsgefährdete Kinder besonders in den Blick zu nehmen, ihre Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten gezielt zu verbessern, auch das gehört zur Inklusion.

Über das Startchancenprogramm von Bund und Ländern verdoppeln wir daher zum nächsten Schuljahr die Zahl der Perspektiv-Schulen auf 128. Und im kommenden Jahr etablieren wir über 40 Perspektiv-Kitas an besonderen Standorten nah einer Perspektiv-Schule. Wir erfüllen also zwei zentrale Punkte unseres Koalitionsvertrags.

Dass es im Haushaltsverfahren 2024 gelungen ist, einen Titel für die Etablierung der Perspektiv-Kitas zu schaffen, und das trotz der schwierigen Haushaltslage, zeigt einmal mehr, wie wichtig uns die Themen frühkindliche Bildung und Chancengerechtigkeit sind, und dass wir schrittweise und konsequent an Verbesserungen in den Rahmenbedingungen arbeiten.

Neben dem Landesprogramm der Sprach-Kitas, dem derzeitigen Aufbau der regionalen Kompetenzteams Inklusion und dem bewährten Traumapädagogischen Kompetenz- und Beratungs-Programm TIK SH werden wir mit den Perspektiv-Kitas eine weitere wichtige Säule für das inklusive Arbeiten in unseren Kindertageseinrichtungen etablieren.

Der darauffolgende Schritt im nächsten Jahr wird die Erprobung der viereinhalbjährigen Screenings sein. Genau wie bei den Perspektiv-Kitas, wird auch hierbei noch an der Konzeption gearbeitet. Ich halte es für sehr sinnvoll, die Modellprojekte für dieses Entwicklungs- und Übergangsinstrument in einem neugeschaffenen Tandem-Raum „Perspektiv-Kita – Perspektiv-Schule“ zu erproben.

Und aus meiner Sicht sind für die weitere Konzeption folgende Punkt wichtig: dass an dem jeweiligen Modell-Standort alle Kinder adressiert werden, dass die sprachliche, aber auch emotionale, soziale, motorische und kognitive Entwicklung im Fokus stehen und die Entwicklung, bezogen auf die in den Bildungsleitlinien formulierten pädagogischen Ziele, dass die Modellprojekte evaluiert und wissenschaftlich begleitet werden, dass es eine gezielte Unterstützung der Familien und ihrer Vernetzung mit bestehenden Angeboten im Sozialraum gibt, und dass bestehende Fördermöglichkeiten im gesundheitlichen Bereich mit dem Screening verknüpft werden wie Logopädie, Ergotherapie und Fördermöglichkeiten der Eingliederungshilfe. Denn dadurch verbessert sich der Zugang.

Ich bin gespannt auf den Startschuss im Jahr 2025 und freue mich, dass damit ein weiterer wichtiger Baustein für mehr Chancengerechtigkeit für die Kinder in Schleswig-Holstein aufgebaut wird.

Viele Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Catharina Nies

Sprecherin für Migration, Flucht, Frauen, Gleichstellung, Familie, Kinder, Kita