Das Lehramt wird wieder attraktiver

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 14 – Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein

Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Malte Krüger:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

Lehrkräftemangel ist die maßgebliche Herausforderung im Bildungsbereich in den nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten. Deswegen wäre es auch fahrlässig nur drei Maßnahmenpakete zu machen.

In unserem Alternativantrag stellen wir daher zuallererst einmal klar, dass wir davon ausgehen, dass es noch mehrere Maßnahmenpakete in den nächsten Jahren geben wird. Die brauchen wir auch.

Inzwischen schlagen Sie, Herr Habersaat, zehn Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung vor. Ich finde es konstruktiv, wenn wir hier über die besten Maßnahmen gegen die Problemlage debattieren – und ich finde über alle Vorschläge kann man diskutieren. Fünf von den Vorschlägen finde ich gut. Von drei bin ich nicht überzeugt.

Ihr Vorschlag Nummer fünf ist die Entwicklung eines Assessments, das die richtigen Studierenden an die Hochschulen bringt. „Die richtigen Studierenden“. Ich bin immer skeptisch, wenn man einem Menschen bei der Berufswahl etwas vorschreiben will. Mir hat mal eine Lehrerin gesagt, dass ich niemals Deutsch studieren sollte. Ich habe es trotzdem gemacht und war ganz gut. Was ich sagen will: Junge Menschen entwickeln sich und so ein Assessment sollte in meinen Augen allenfalls einen empfehlenden Charakter haben. Ein ähnliches Informationsdefizit habe ich bei ihrem sechsten Punkt. Aber: Die Punkte 1, 2, 3, 4 und 9 finde ich im Grunde richtig.

Wir brauchen einen Handlungsplan, der schnell, gezielt und ganzheitlich ist und verschiedene Aspekte miteinander verbindet. Für uns Grüne ist dabei besonders wichtig: Studierende dürfen nicht dermaßen abgeschreckt werden. Mentale Gesundheit ist hier das Stichwort. Sensibilisierung von Führungskräften, Supervision und Coaching sind nur einige Stichpunkte, die hier wichtig sind.

  • Wir müssen Lehrkräfte stärker von Organisations- und Verwaltungsaufgaben entlasten. Die Erprobung der Verwaltungsleitungen ist das eine, aber die Landesregierung muss auch schauen, wie eine Entbürokratisierung der Verwaltungsaufgaben erfolgen kann. Die Aufgaben müssen auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden und Möglichkeiten effizienterer Bündelung ausgelotet werden.
  • Der Lehrer*innenberuf muss attraktiver werden, damit sich Menschen für den Lehrer*innenberuf entscheiden, sonst können wir uns die Kapazitätserhöhungen an den Universitäten sparen. Außerdem brauchen wir mehr Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen. Ich appelliere daher eindringlich, dass mehr passiert. Es ist so einfach, aber ich glaube wir müssen um jede Lehrkraft werben. Und das muss die Verwaltung verinnerlichen, das habe ich hier bereits Anfang des Jahres gesagt und ich wiederhole es bewusst.
  • Wir müssen die Beratung von Quer- und Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern verbessern und Vernetzungstools für diese Gruppe zum Erfahrungsaustausch einrichten. Wenn ich mit Quer- und Seiteneinsteiger*innen spreche, erzählen die mir oft, dass sie sich nicht abgeholt gefühlt haben und sie wenig Kontakt zu Gleichgesinnten hatten. Da sollte das Land Abhilfe verschaffen. Wir haben viele Quereinsteiger*innen fertig ausgebildet an unseren Schulen und die warten oft nur darauf ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Wir sollten diese schlummernde Expertise mehr nutzen.
  • Ich halte es für sinnvoll, dass wir Ein-Fach-Lehrkräfte und den Quereinstiegsmaster etablieren.
  • Wir müssen die Anerkennung und Sprachförderung von ausländischen Lehrkräften verbessern und wir müssen die Weiterbildungsmaßnahmen in ausgewählten Mangelfächern ausbauen.

Und last but not least, da muss ich Herrn Habersaat recht geben, gibt es Defizite bei der statistischen Erhebung des Vertretungsunterrichts.

Zum Schluss möchte ich aber mit etwas Positivem enden: Es gibt sowohl mehr Studierende im Lehramt, als auch mehr Absolvent*innen, es gibt ausreichend Bewerber*innen für den Vorbereitungsdienst Grundschule, insgesamt stieg die Zahl der Lehrer*innen im Vorbereitungsdienst von 894 (2021) auf 957 (2023). Das ist ein guter Anfang, das Lehramt wird wieder attraktiver.

Malte Krüger

Sprecher für Schule, Hochschule, Wissenschaft, berufliche und politische Bildung