Die Bedürfnisse der Familien gehören in den Mittelpunkt der Debatte 27. Februar 2025 Es gilt das gesprochene Wort! TOP 26 – Kinderhospizarbeit in Schleswig-Holstein stärken Dazu sagt der pflegepolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke: Sehr geehrte Frau Präsidentin,liebe Kolleg*innen, das Thema, über das wir heute sprechen, ist nicht einfach. Obwohl es um die einzige Gewissheit geht, die jeder und jede von uns im eigenen Leben erwarten kann. Mit den Themen Tod und Sterben setzen sich viele Menschen entweder zu spät oder gar nicht auseinander. Aus einer erst kürzlich veröffentlichten Studie der Humboldt-Universität Berlin „FamPalliNeeds“ zu den Bedürfnissen von Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen geht hervor, dass in Deutschland circa 320.000 bis 400.000 Tausend Kinder und Jugendliche von einer solchen Erkrankung betroffen sind. Nicht jeder dieser Fälle muss aufgrund kurativer Behandlungsmöglichkeiten und individuellem Krankheitsverlauf palliativ oder hospizlich versorgt werden. Dennoch ist diese Zahl so hoch, dass wir sie nicht vernachlässigen dürfen. Die Versorgung betroffener Familien und ihrer Kinder hat zum Ziel, die Lebensqualität aller Familienmitglieder zu fördern und sich an den Interessen und Bedürfnissen der Betroffenen zu orientieren. Die Versorgung setzt sich aus einem Mix an stationären Angeboten wie den Palliativstationen in den Krankenhäusern, den stationären Hospizen und den ambulanten Angeboten zusammen. Der Bedarf für stationäre Hospizplätze beträgt rund 50 Plätze pro eine Million Einwohner*innen. Diesen Versorgungsbedarf übererfüllen wir in Schleswig-Holstein in Kürze, durch den Bau und die Förderung der Hospize in Neumünster und Oldenburg in Holstein. Die ambulanten Angebote setzen sich in Schleswig-Holstein aus 31 ambulanten Hospizdiensten, 15 SAPV-Teams, also spezialisierte ambulante Palliativversorgungs-Teams, und den ehrenamtlich koordinierten ambulanten Hospizdiensten zusammen. Letztere erhalten ihre Förderungen nicht über die gesetzlichen Krankenversicherungen, sondern über eine Landesförderung. Sie wird über unsere Landeskoordinierungsstelle beim Hospiz- und Palliativverband Schleswig-Holstein ausgezahlt. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen ehrenamtlich Aktiven und insbesondere dem Team in der Landeskoordinierungsstelle und den Mitgliedern des HPV SH für ihre unfassbar wertvolle Arbeit und Expertise zu bedanken. Ihre Arbeit ist unentbehrlich! Ich schätze den HPV SH wirklich sehr und schlage deshalb vor, den Hospiz- und Palliativverband als Folge unserer Plenardebatte in den Sozialausschuss einzuladen und gemeinsam unter anderem über die Ergebnisse der von mir eingangs erwähnten FamPalliNeeds-Studie zu sprechen. Der HPV SH ist es nämlich, der in Reaktion auf den vorliegenden Antrag zurecht darauf hinweist, dass es problematisch sein könnte, den Bau eines stationären Kinderhospizes zu forcieren. Es könnte sehr gut sein, dass dieses nämlich nicht adäquat ausgelastet werden würde. Auch fehlt an allen Ecken und Enden Personal, das nicht so einfach für den Rund um die Uhr Betrieb für einen solchen Standorts zur Verfügung stünde. Ja, stationäre und speziell für Kinder ausgerichtete Hospizplätze stellen einen wichtigen Bestandteil des Betreuungsangebots dar. Stationäre Kinderhospize werden aber meist zur Entlastung betroffener Familien genutzt. Sie werden zeitweise oder vorübergehend in Anspruch genommen und anders als bei Erwachsenen eher selten am Ende des Weges. Sie sind Orte des Ausruhens und Krafttankens für die Kinder und damit ihre Familien sich erholen können. Ein dezentrales, wohnortnahes Unterstützungsangebot in der Nähe der Häuslichkeit ist entscheidend für die Teilhabe am alltäglichen Leben. Deshalb ist es besonders wichtig, dass es verschiedene Angebote aus ambulanten und vielleicht teilstationären Versorgungseinrichtungen gibt, die sich vor Ort koordinieren und Verbünde bilden. In der Hansestadt Lübeck findet dies in einer Arbeitsgruppe Palliativversorgung im Rahmen des Gesundheitsnetzwerks Lübeck statt. Dort sind alle beteiligten Akteur*innen versammelt und sprechen gemeinsam darüber, wie bei ihnen vor Ort die Bedürfnisse der Betroffenen und ihre Versorgung sichergestellt werden. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Bedürfnisse der sterbenskranken Kinder, ihrer Familien, der Eltern, Großeltern, Geschwistern und weiterer Zugehöriger in den Mittelpunkt der Debatte gehören. Der letzte Punkt der zentralen Erkenntnisse in der FamPalliNeeds-Studie heißt, „gesellschaftliche Enttabuisierung von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer als Basis für Teilhabe in allen Lebensbereichen“. Öffentliche Debatten und Anträge wie diese bei uns im hohen Hause tragen dazu bei. Ich finde es deshalb absolut richtig, weiter über diese Themen hier zu sprechen und denke, dass so ein wertvoller Beitrag geleistet werden kann. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit! Jasper Balke Sprecher für Gesundheit, Pflege, Ehrenamt, Sport, Gesundheitswissenschaften, Medizinische Forschung und Lehre Webseite von Jasper Balke Jasper Balke auf Instagram Jasper Balke auf Facebook X LinkedIn Mail an Jasper Balke Mehr erfahren