Einsamkeit hat viele Ursachen und bedarf sehr komplexer Lösungen

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 31 – Einsamkeit aktiv entgegenwirken, Studien allein reichen nicht aus

Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,

Einsamkeit ist das subjektive Gefühl, bei dem die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Es betrifft Menschen aller Altersschichten und kann ganz vielfältige Ursachen haben. Dabei ist das Risiko, im Alter einsam zu werden, zwar nicht signifikant höher als bei jüngeren Menschen, doch ältere Menschen haben größere Schwierigkeiten, aus dieser Einsamkeit wieder herauszukommen.

Insbesondere die Sozialen Medien führen oft zu falschen Gesellschaftsbildern, falschen Vorstellungen und irrationalen Vergleichen mit anderen, die sich einsam, sich klein fühlen lassen. Wir haben es also mit einem Phänomen zu tun, das sehr komplex und vielschichtig ist und leider insbesondere in Folge der Isolation und den leider notwendigen Kontaktbeschränkungen während der Pandemie noch zugenommen hat.

Der Landtag Nordrhein-Westfalen hat sich deshalb zwischen Mai 2020 und März 2022 im Rahmen einer Enquete-Kommission dem Thema Einsamkeit befasst. Im Rahmen dessen wurden viele Befragungen und Studien als Basis durchgeführt, weil auch NRW doch aus der Versorgungsforschung genau weiß, dass, je besser die Datenlage, je spezifischer die Zielgruppe, desto wirksamer die darauf individuell angepassten Maßnahmen sind und deshalb ist es auch genau richtig, dass die Landesregierung die Universität zu Lübeck mit einer Studie genau zu diesem so wichtigen Thema Einsamkeit beauftragt hat.

Denn eine landesspezifische Studie zur Verbreitung, den Ursachen und Lösungsansätzen von Einsamkeit schafft die Grundlage, um spezifische Lösungsansätze in Schleswig-Holstein zu entwickeln und die bisherigen Maßnahmen zu verbessern. Denn es gibt ja bereits viele gute Ansätze, wie Einsamkeit bekämpft werden kann. Es gibt knapp 15 Mehrgenerationenhäuser, die Begegnungs-, Präventions- und Unterstützungsangebote für alle Altersgruppen bieten. Es gibt die etwa 70 Dorfkümmerer, die in ländlichen Gebieten aktiv sind, für die das Sozialministerium nun eine Stelle für Vernetzungsförderung und Fortbildungen auf den Weg bringt. Außerdem das tolle Landesnetzwerk seniorTrainer*in, das Anlaufstellen und Verantwortungsrollen für ältere Menschen bietet.

Darüber hinaus unterstützt die Landesregierung die Bundestrategie gegen Einsamkeit mit ihren detaillierten und breit aufgestellten Analysen und Maßnahmen. Zentrale Instrumente sind hierbei das Kompetenznetzwerk Einsamkeit und das Pilotprojekt Einsamkeitsbarometer. Ein weiterer innovativer Ansatz ist beispielsweise das Programm zur aufsuchenden Unterstützung in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien und den Netzwerkaufbau. Hier arbeiten Verbände, Vereine, Kommunen und Kreise zusammen, um digitale Kompetenzen zu fördern und soziale Netzwerke zu stärken. Es ist wichtig, dass auch wir in Schleswig-Holstein diese Initiativen mittragen und die Umsetzung auf Landesebene vorantreiben.

Liebe Kolleg*innen, das Thema Einsamkeit hat viele Ursachen und bedarf sehr komplexer Lösungen, auch gesellschaftlicher Natur.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Jasper Balke

Sprecher für Gesundheit, Pflege, Ehrenamt, Sport, Gesundheitswissenschaften, Medizinische Forschung und Lehre