Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 25 + 26 – Arbeitszeiterfassung für Schleswig-Holsteins Lehrkräfte
Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Malte Krüger:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,
der Job von Lehrkräften ist in vielerlei Hinsicht besonders. Wer fährt sonst beruflich eine Woche lang mit über 20 Jugendlichen auf Klassenfahrt, mit voller Verantwortung, pädagogisch wie organisatorisch? Wer trägt neben dem Bildungs- auch noch einen Erziehungsauftrag, Tag für Tag?
Der Alltag von Lehrkräften ist viel mehr als „nur“ Unterricht. Er besteht aus Vorbereitung, Korrekturen, Elterngesprächen, Konferenzen, Klassenfahrten, Projekten und ganz oft: aus Arbeit am Abend, am Wochenende.
Diese Leistung verdient unsere Wertschätzung und sie verdient gute Rahmenbedingungen. Und ja, die Anforderungen sind gestiegen. Mehr Heterogenität, mehr Digitalisierung, mehr Aufgaben und das alles bei ohnehin schon knapper Personaldecke. Lehrkraft zu sein, ist ein schöner Beruf, aber eben auch ein fordernder. Gleichzeitig gibt es aber natürlich auch Schulferien, in denen Lehrkräfte zwar auch arbeiten, aber keine Unterrichtsverpflichtung haben.
Die Arbeitszeit von Lehrkräften systematisch zu erfassen ist gar nicht so einfach. Es gibt bei Lehrkräften eine erhebliche Spannbreite der individuellen Arbeitszeiten. Zudem besteht die Arbeit aus vielfältigen Tätigkeiten, die oft außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden und dabei flexibel organisierbar sind. Sehr arbeitsintensiven Korrekturphasen stehen über 70 Ferientage gegenüber. Arbeit findet an unterschiedlichen Orten statt, oft auch zeitversetzt, das macht eine standardisierte Erfassung komplex. Juristisch ist zudem noch gar nicht abschließend geklärt, ob die EuGH-Rechtsprechung zur Arbeitszeiterfassung überhaupt auf Lehrkräfte angewendet werden muss oder ob sie unter eine sogenannte „Bereichsausnahme“ fällt.
Es ist richtig, die Entwicklungen in anderen Bundesländern aufmerksam zu verfolgen. In Sachsen und Bremen wird die Arbeitszeit von Lehrkräften nun erfasst. An den Ergebnissen bin ich sehr interessiert und es ist auch klug, jetzt parallel dazu keine eigenen Studien zu starten. Wir wollen keine teuren Parallelprojekte aufbauen, sondern mit den Ergebnissen aus Bremen und Sachsen im kommenden Jahr weiterarbeiten.
Deshalb schlagen wir mit unserem Alternativantrag vor: länderübergreifende Begleitung der Studien zur Arbeitszeiterfassung, Auswertung bestehender Studien und Pilotprojekte und ein Bericht über die gewonnenen Erkenntnisse an den Bildungsausschuss Anfang 2026. Das ist ein pragmatischer Weg und einer, der verhindert, dass jedes Bundesland am Ende seine eigene Insellösung bastelt.
Auch der zweite Antrag hat ein wichtiges Anliegen: Mehr Lehrkräfte im System halten.
Der Lehrkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen im Bildungsbereich. Viele der von der SPD vorgeschlagenen Maßnahmen sind aber extrem kostenintensiv, und das gerade in einer Phase, in der wir mit einem knappen Haushalt umgehen müssen und viele Großprojekte im Bildungsbereich haben. Wir haben dennoch bereits vieles für verbesserte Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht.
Es wurden bereits drei Maßnahmenpakete geschnürt und der Handlungsplan zur Lehrkräftegewinnung wird laufend angepasst. Dabei haben wir alle Phasen der Lehrkräftebildung in den Blick genommen. Gleichzeitig sind Ideen und konzeptionelle Vorschläge der Allianz für Lehrkräftebildung in Erarbeitung. Diese sollten wir im Bildungsausschuss ausgiebig diskutieren und ich schlage vor, dass wir Frau Prof. Parchmann als Vorsitzende der Allianz in den Ausschuss einladen.
Wir sehen keinen Mehrwert darin, jetzt noch eine neue „Allianz” zu gründen, zumal Lehrkräftegewinnung insgesamt für eine Entlastung im Gesamtsystem sorgt. Der Lehrkräftemangel ist ein ernstes Problem und es wird Maßnahmen brauchen, um mehr Lehrkräfte für den Beruf zu gewinnen und im Beruf zu halten.
Wir brauchen gute Rahmenbedingungen und Entlastung im Schuldienst, aber auch eine gute und praxisnahe Ausbildung.
Vielen Dank.

Malte Krüger
Sprecher für Schule, Hochschule, Wissenschaft, berufliche und politische Bildung