Minderheiten brauchen eine breite Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit 21. März 2024 Es gilt das gesprochene Wort! TOP 11 + 19 + 44 – Unterstützung für eine EU-Institution zur Förderung der Sprachenvielfalt; Europeada unterstützen: breite Aufmerksamkeit für Minderheiten in Europa; Monitoringverfahren zum Zwischenbericht zum Siebten Bericht der Bundesrepublik Deutschland zur Charta der Regional- oder Minderheitensprachen Dazu sagt der minderheitenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Dirk Kock-Rohwer: Sehr geehrte Frau Präsidentin,sehr geehrte Kolleg*innen, das Plenum ist ein Ort, an dem für gewöhnlich viel gestritten wird. Wenn wir allerdings alle hier im Landtag geschlossen mit einer Stimme sprechen, dann muss es sich um ein Thema handeln, bei dem keine andere Meinung gültig ist. Der Schutz unserer Minderheiten ist ein gutes Beispiel hierfür. Im April 2021 startete die Konferenz zur Zukunft Europas. Ein Jahr lang konnten sich Bürger*innen und Institutionen mit Eingaben daran beteiligen. Auch hier im Landtag fand dazu eine Anhörung statt, auf die eine Eingabe nach Brüssel folgte. Das Ziel war es, den Bürger*innen in einem basisdemokratischen Ansatz die Gelegenheit zu geben, ihre Erwartungen an die Europäische Union zu richten. Entstanden ist ein Bericht an dem sich innerhalb eines Jahres mehr als 650.000 Menschen beteiligt haben. Die erarbeiteten Vorschläge sollen in Maßnahmen umgesetzt werden. Eine davon lautet, das Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten zu beachten und die Einrichtung einer Institution zur Förderung der Sprachenvielfalt auf europäischer Ebene in Betracht zu ziehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in fast allen Mitgliedsstaaten der EU leben nationale Minderheiten – das sind insgesamt mehr als 50 Millionen Menschen, die zu den sogenannten autochthonen Minderheiten gehören. In Deutschland leben vier gesetzlich anerkannte Minderheiten, drei davon in Schleswig-Holstein – das sind mehr als in jedem anderen Bundesland. Nicht ohne Grund haben wir im Land mit dem European Center for Minority Issues und dem FUEN, der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, ein gut funktionierendes minderheitenpolitisches und wissenschaftliches Netzwerk. Und unser Engagement hier in Schleswig-Holstein ist längst auch auf bundes- und europäischer Ebene angekommen. Das zeigt nicht zuletzt auch der vorgelegte Zwischenbericht zum Bericht der Bundesrepublik Deutschland zur Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Die Charta ist die europäische Konvention für den Schutz und die Förderung von Sprachen. Insbesondere die Sprache ist für jede Minderheit identitätsstiftend und der Schutz und die Pflege dieser Sprache wird so zum Schutz der Minderheit selbst. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, welche Bedeutungen die dänische, die friesische und die Minderheit der Sinti und Roma für unser Land haben. Nicht ohne Grund haben wir den Schutz unserer Minderheiten und Volksgruppen in unsere Landesverfassung aufgenommen. Und dabei bleiben wir nicht stehen. Auch das Niederdeutsche ist eine Sprache, die charakteristisch ist für unser Land und eng verwoben mit unserer kulturellen Identität hier im Norden – und nicht zuletzt auch mit meiner Eigenen. Leebe Lüüd Wi pleegt und heegt unse Sproken und hebt dat in de vergangenen Johren ünnerstütt, dat de verscheedenen Sproken in de Scholen an de Universitäten und in de Öffentlichkeit hört, sproken und leernt warn könt. Wi hebt een Professur för friesisch an de EU Uni Flensborg, Modellscholen mit Friesisch un mit Nedderdüütsch und wi hebt dänische Scholen op unsere Siet vun de Grenz un dütsche Scholen de wi ünnerstütten ob de dänische Siet. Een anneret Bispeel ut dat letzte Johr vun Landdag ut hebt wi dat Plattradio ünnerstütt. Shall uk widergoon, klemmt blots een beten to tied. Plattdütsch int Radio an Fröhstücksdisch vun clock 7 bit 8. Eene Wuch noo den Beginn köömen emails ut ganz dütschland un de Lüüd hebt sik bedankt Platt int Radio to höörn. Sogoar ut Amerika keem ne elktronsche Noricht, dor bedanken sik junge Lüüd ut Iowa dat se eeere Sproak via Internet in een Radiosennen hören kunt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, machen wir uns nichts vor. Viele Minderheiten in Europa sind äußerst bedroht. Es ist fast schon eine zu simple Feststellung: Eine Sprache gerät dann in Gefahr, wenn ihre Sprecher*innen sie nicht mehr sprechen – und damit gerät auch ein wesentlicher Teil unserer Identität in Gefahr. Europa, das war und ist Vielfalt und eben auch eine Vielfalt der Sprachen. Wenn sich also die Europäische Kommission dafür ausspricht, eine Institution für Minderheitensprachen einzurichten, dann ist das ein Schritt, über den ich mich sehr freue. Und ich bin ehrlich zu Ihnen: Ich möchte diese Institution hier im Land. Ich habe es mehrfach gesagt, wir können Minderheiten in Schleswig-Holstein und genau aus diesem Grund ist hier auch der richtige Ort für eine solche Institution. Wir haben in den vergangenen Monaten gezeigt, wie ambitioniert wir sein können, wenn es um Ansiedlungen geht. Auch eine solche Institution ist eine Ansiedlung, die für die Zukunft unseres Landes von großer Bedeutung ist – wenngleich auch mehr von kultureller als von ökonomischer Bedeutung. Lieber Herr Callsen, liebe Regierung, bitte tun sie ihr Möglichstes und holen sie eine solche EU-Einrichtung zu uns ins Land. Minderheiten brauchen eine breite Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Wie viel Spaß das machen kann, zeigt die Europeada, die in diesem Jahr in Dänemark und Schleswig-Holstein ausgerichtet wird. Das Fußballturnier lenkt die Aufmerksamkeit auf die autochthonen Minderheiten in Europa und zeigt einmal mehr welche Kraft Minderheiten haben, wenn sie sich für eine gute Sache zusammenschließen und gemeinsam zur Mehrheit werden. Eine Mehrheit, die für die Vielfalt und Toleranz in Europa Identität stiftet. In diesem Sinne: Gutes Spiel! Vielen Dank. Dirk Kock-Rohwer Sprecher für Landwirtschaft, Forsten, Tierschutz, Katastrophenschutz, Bundeswehr, Verbraucher*innenschutz, Niederdeutsch und Minderheiten Webseite von Eka von Kalben Eka von Kalben auf Instagram Eka von Kalben auf Facebook E-Mail an Eka von Kalben Mehr erfahren