Wildmuscheln helfen beim Meeresschutz 30. Januar 2025 Es gilt das gesprochene Wort! TOP 25 – Wildmuschelfischerei in der Flensburger Förde Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Silke Backsen: Sehr geehrte Frau Präsidentin,liebe Kolleg*innen, ich danke dem SSW für die Initiative und für das Einbringen des Themas hier ins Plenum. Die Flensburger Förde teilt sich auf in eine Innen- und eine Außenförde und ist auf der einen Seite deutsch und auf der anderen Seite dänisch. Die Zulässigkeit der Wildmuschelfischerei in der Flensburger Innenförde ist meines Wissens unter anderem in dem Abkommen über die gemeinsame Fischerei in der Flensburger Innenförde geregelt, das zwischen Deutschland und Dänemark 1958 verabschiedet wurde. Bis Ende 2017 wurden pro Jahr ungefähr 1550 Tonnen Wildmuscheln zum menschlichen Verzehr aus der Förde gefischt. Die letzten Genehmigungen auf deutscher Seite sind Ende 2017 ausgelaufen, ein zuletzt vorliegender neuer Antrag wurde zurückgezogen. Auf dänischer Seite wurde weiterhin nach Wildmuscheln gefischt, was immer wieder für Unmut in der Grenzregion geführt hat. Die einzigen, die also momentan dort fischen, sind dänische Fischer*innen, und ich bin deshalb sehr froh über die Ankündigung Dänemarks, dies beenden zu wollen. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn es gelänge, dies auch für die Zukunft abzusichern und damit klarzustellen, dass es weder für dänische noch für deutsche Fischer*innen neue Genehmigungen für eine Wildmuschelbefischung in der Flensburger Förde geben kann. Deshalb ist eine Änderung des Abkommens zwischen Dänemark und Deutschland notwendig. Ich begrüße das sehr, denn damit wäre die Wildmuschelfischerei in der Flensburger Förde auch für die Zukunft rechtssicher ausgeschlossen. Wir bitten deshalb die Landesregierung, sich nach Kräften dafür einzusetzen: beim Bund wie auch durch direkte Gespräche mit der dänischen Seite. Warum ist das auch aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll? Die Miesmuschel, um die es hier maßgeblich geht, kann bis zu zwei Liter Meerwasser pro Stunde filtrieren. Das bedeutet, dass ein Quadratmeter Miesmuschelbank innerhalb einer Stunde bis zu 140 Liter Wasser filtert. Die Miesmuschel wird deshalb auch als „Kläranlage“ der Meere bezeichnet. Diese Reinigungsfunktion macht sie so wichtig für unsere marinen Ökosysteme. Sie filtern ihre Nahrung aus der Wassersäule wie zum Beispiel Plankton und kleine organische Partikel. Dicht an dicht liegen die Muscheln auf Steinen, Kies und Sand. Ihre klebrigen Eiweißfäden sorgen dabei für einen sicheren Halt. Nach und nach entstehen so Muschelbänke. Diese Bänke sorgen dafür, dass die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers herabgesetzt wird und sich nährstoffreiches Material in ihrer Umgebung ablagern kann. Es entsteht ein reich strukturierter Lebensraum und das Zuhause von bis zu 50 anderen Arten wie Würmern, Krebsen und Fischen. Muscheln sind sogenannte „Ökosystemgestalter“ und spielen zudem eine wichtige Rolle im Nahrungshaushalt. Und damit meine ich nicht uns Menschen. Miesmuschelbänke bilden lebendige und vielfältige Riffe, Wildmuscheln helfen beim Meeresschutz. Ich begrüße es daher, dass wir uns gemeinsam für eine Änderung des Abkommens einsetzen und damit auf beiden Seiten der Förde die Wildmuschelfischerei nicht mehr stattfinden wird. Gerade in der Flensburger Förde ist das besonders wichtig. Der ökologische Zustand unserer nördlichsten Förde ist schlecht. Hohe Nährstoffbelastungen führen zu einem erhöhten Aufkommen von Algenblüten. Sie sterben ab und bilden am Meeresboden sauerstofffreie Todeszonen. Zudem überwuchern die Algen das Seegras. Wenn dann auch noch natürliche Wasserfiltrierer wie die Miesmuschel, die die Nährstoffe aus dem Wasser zieht, aus dem natürlichen Ökosystem entnommen wird, erleidet das System über kurz oder lang einen Kollaps. Und das gilt dann in besonderer Weise in der Flensburger Förde, da hier nur sehr wenig Wasseraustausch stattfindet. Deshalb ist es gut, dass es mit dem Aktionsplan Ostseeschutz auch eine Zielvereinbarung zur Nährstoffreduzierung gibt. Diese muss zeitnah umgesetzt werden und auch nachweisbar zu einer Reduzierung der Nährstoffeinträge führen. Und das sollte auch auf dänischer Seite geschehen. Ich begrüße eine Änderung des oben genannten Abkommens sehr. Ein Verbot der Wildmuschelfischerei trägt dazu bei, Meeresökosysteme zu schützen und zu erhalten. Dies ist ein eben auch ein gemeinsames Interesse des Naturschutzes und der Fischerei. Vielen Dank Silke Backsen stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sprecherin für Umwelt- und Naturschutz, Meeresschutz, Tourismus Webseite von Silke Backsen Silke Backsen auf Instagram E-Mail an Silke Backsen Mehr erfahren