Wir stärken den Übergang Kita/Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 21 + 48 – Sprachtests und Übergang Kita-Grundschule

Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Malte Krüger:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sprache ist facettenreich. Sprache kann wirkmächtig sein. Das merken wir in diesem Parlament in jeder Plenartagung.

Sprache ist essenzieller Bestandteil unserer Identität. Deswegen führen wir leidenschaftliche Diskussionen über die tiefen der Grammatik oder übers Gendern. Es ist der Grund, warum wir andere Sprachen lernen wollen oder eben warum wir uns den Übergang zwischen Kita und Grundschule verstärkt anschauen.

Ein fließender und gut geplanter Übergang von der Kita zur Grundschule ist essenziell, um Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg zu gewährleisten. Kinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule – sprachlich, sozial, emotional und motorisch. Es ist unsere Aufgabe, diese Unterschiedlichkeiten zu erkennen und darauf individuell einzugehen. Die sprachliche Förderung hat dabei eine zentrale Rolle. Wir wissen, dass Sprachkompetenz einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren für den schulischen Erfolg ist. Kinder, die bereits frühzeitig in ihrer sprachlichen Entwicklung gefördert werden, haben später deutlich bessere Chancen, sich in der Schule zu integrieren und dem Unterricht zu folgen. Und haben dadurch auch bessere berufliche Perspektiven. Dass wir im Bereich der Sprachförderung einen Handlungsbedarf haben, wissen wir aus verschiedenen Studien: Rund ein Fünftel der Schüler*innen erreicht zum Ende der Grundschulzeit nicht die Mindeststandards.

Ein wichtiger Schritt, um diesen Übergang zu erleichtern, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Kitas und Grundschulen. In Schleswig-Holstein haben wir in den letzten Jahren viel dafür getan, diese Kooperation zu stärken. Ab dem Schuljahr 2024/25 startet das Modellprojekt „Entwicklungsfokus Viereinhalb (EVi)“, das den Sprachstand von Kindern 18 Monate vor der Einschulung erfasst und entsprechende Fördermaßnahmen einleitet. Diese frühe Sprachstandserfassung stellt sicher, dass Kinder, die noch Unterstützung benötigen, diese rechtzeitig erhalten – noch bevor sie in die Schule kommen.

Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen zeigen, dass eine solche vorausschauende Sprachförderung langfristig zu besseren Lernerfolgen führt. Besonders Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist oder die aus sozial benachteiligten Familien kommen, profitieren von einer frühzeitigen Förderung. Denn Chancengerechtigkeit beginnt nicht erst in der Schule, sondern bereits im Kindergarten.

Natürlich orientieren wir uns dabei an den bestehenden Programmen, aber trotzdem braucht es zunächst eine Pilotierung an einzelnen Standorten, um nachbessern zu können. Programme aus anderen Bundesländern lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Strukturen nie 1:1 übertragen.

Wir wissen, dass insbesondere Kinder in sozial herausfordernden Umfeldern verstärkte Unterstützung benötigen. Dies ist der Gedanken hinter den PerspektivSchulen. Vor kurzem haben wir hier bereits über die PerspektivKitas gesprochen. Mit den PerspektivKitas wollen wir die erfolgreiche Erfahrung der PerspektivSchulen übertragen. Dabei ist eins doch offensichtlich: Die Zusammenarbeit zwischen PerspektivKita und Grundschulen ist etwas, was wir fördern wollen.

In dem Bericht wird zu Beginn deutlich gemacht, dass keine Diagnose ohne Förderung und keine Förderung ohne Diagnose stattfinden soll. Dies bedeutet, dass wir nicht nur den Sprachstand der Kinder erfassen, sondern auch gezielte Maßnahmen ergreifen, um Defizite auszugleichen. Dies ist insbesondere meiner Fraktion enorm wichtig. Dies beginnt mit der alltagsintegrierten Sprachförderung in der Kita und setzt sich in der Schule fort. Multiprofessionelle Teams aus Lehrkräften, Erzieher*innen und Sprachförderkräften arbeiten Hand in Hand, um jedem Kind die Förderung zukommen zu lassen, die es benötigt.

Catharina Nies und mir ist dabei wichtig, dass neben der sprachlichen Entwicklung auch weitere basale Kompetenzen der Kinder, wie soziale, motorische und kognitive Fähigkeiten, angemessen berücksichtigt werden. Es geht zwar hauptsächlich um sprachliche Kompetenzen, aber auch andere Kompetenzen müssen wir im Blick behalten. Hamburg tut dies auch.

Der Übergang von der Kita zur Grundschule ist kein kurzer Moment, sondern ein Prozess, der oft schon lange vor der Einschulung beginnt und erst mit dem Ende des ersten Schuljahres abgeschlossen ist. Es ist unsere Aufgabe, diesen Prozess so zu gestalten, dass jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft, seiner Erstsprache oder seinem sozialen Hintergrund die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Start in die Schule hat.

Mit den beschlossenen Maßnahmen zur frühzeitigen Sprachförderung und der intensiven Zusammenarbeit zwischen Kita, Grundschule und Eltern sind wir auf einem guten Weg, den Übergang für alle Kinder erfolgreich zu gestalten. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass jedes Kind in Schleswig-Holstein eine faire Chance auf Bildung und Teilhabe erhält.

Natürlich geht es der SPD nicht schnell genug. Als Opposition kann man auch leicht fordern, dass alles größer und schneller kommen soll, weil man sich nicht um die Umsetzung kümmern muss – und auch nicht haushalterischen Zwängen unterworfen ist. Zur Erinnerung: Das Bildungsministerium hat eine Million Euro, also 20 zusätzliche Stellen, für die zusätzliche Förderung ab dem Schuljahr 2025/26 eingestellt. Für die Einrichtung der PerspektivKitas stellt das Land jährlich 2 Mio. Euro bereit. Ich freue mich aber, dass die SPD die Einführung der Spracherhebung für Viereinhalbjährige grundsätzlich positiv gegenübersteht.

Ich danke dem Sozial- und dem Bildungsministerium für den gemeinsamen Bericht.

Malte Krüger

Sprecher für Schule, Hochschule, Wissenschaft, berufliche und politische Bildung