Moderne Wärmepumpen sind für viele Häuser bereits jetzt eine richtig gute Lösung

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 24 + 31 – Mündlicher Bericht über den Regelstandard „Erleichtertes Bauen“

Dazu sagt die baupolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bina Braun:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Abgeordnete,

„Die Rehabilitation der Wärmepumpe“ – man hätte die ARGE-Studie gut auch mit diesem Titel überschreiben können. Was wurde schon für ein Unsinn über Wärmepumpen geschrieben. Unsinn, der zu solch absurden Situationen geführt hat, dass sich Menschen ernsthaft kurz nach dem Überfall Putins auf die Ukraine eine neue Gasheizung einbauen ließen.

Ich kann gut verstehen, wenn jemand keine Lust dazu hat, für eine Fußbodenheizung sein Haus leer zu räumen, die Böden und den Estrich rauszureißen, nur damit eine Wärmepumpe eingebaut werden kann. Aber das ist auch gar nicht notwendig!

Die Studie zeigt, dass für viele Häuser im Bestand moderne Wärmepumpen bereits jetzt eine richtig gute Lösung sind. Besonders im ländlichen Bereich mit vielen Ein- und Zweifamilienhäusern, wo wir weniger klimaneutrale Wärmenetze bekommen werden als in der Stadt, sind Wärmepumpen das Mittel der Wahl!

Und die richtig gute Nachricht dabei ist: Wärmepumpen bringen etwas für den Klimaschutz, selbst wenn noch nicht das ganze Haus saniert ist. In Zeiten steigender Bau- und Sanierungskosten wird diese Erkenntnis den ein oder anderen erleichtern. Klimaschutz darf eben nicht am Geld scheitern und deshalb brauchen wir Wege, um mit den verfügbaren Mitteln das Maximum rauszuholen.

Die ARGE Studie zeigt, dass die Wärmepumpe ein solcher Weg sein kann. Denn nun haben wir es schwarz auf weiß und ich wiederhole es nochmal deutlich: Der Einbau der Wärmepumpe lohnt sich in den meisten Häusern bereits vor der Komplettsanierung.

Einen Punkt möchte ich allerdings auch deutlich machen: Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen und sagen, Wärmepumpe einbauen und das wars.

Liebe Kolleg*innen,

auch mit dem Strom aus erneuerbaren Energien müssen wir sorgsam umgehen. Denn diese Energie ist kostbar und die Abnehmer stehen bereits Schlange. Wir wollen in Schleswig-Holstein klimaneutrales Industrieland werden und auch die Industrie braucht Strom. Das aktuelle KfW-Energiewende-Barometer zeigt, dass auch Eigenheimbesitzer*innen diese Tatsache längst verstanden haben und in Energiewendetechnologie investieren und so langfristig Kosten sparen, sie spüren es am eigenen Geldbeutel.

Bei Mietobjekten hingegen werden die Betriebskosten „durchgereicht“, hier ist der Anreiz, laufende Kosten einzusparen, geringer. Dennoch lohnen sich auch hier die Investitionen in energetische Sanierung, um die Betriebskosten auch in Zukunft möglichst niedrig zu halten, damit die Gesamtmieten nicht bis ins Unendliche steigen.

Unsere Innenministerin hat in einem Interview mit dem NDR darauf hingewiesen, dass die Kosten für die Sanierung „Sowieso-Kosten“ sind, denn, und das ist doch allgemein bekannt, um den Wert eines Gebäudes zu sichern, muss man es regelmäßig in Schuss halten. Und das gilt auch für Mietshäuser.

Und auch insgesamt müssen wir sparsam mit unseren Ressourcen umgehen, und das nicht nur beim Stromverbrauch. Dass bedeutet zum Beispiel, bereits verbaute Elemente wie Fenster möglichst lange zu nutzen und sie nicht vor der eigentlichen Fälligkeit zu ersetzen.

Sparsamkeit ist in dieser Hinsicht auch bei Neubauten eine Tugend. Denn wenn ich weniger Material verbaue, muss auch weniger Material produziert, transportiert und eingebaut werden. Das spart auch CO2 ein, klar.

Genau aus diesem Grund ist auch der „Regelstandard Erleichtertes Bauen“ ein wichtiger Schritt hin zu günstigerem und klimafreundlicherem Bauen. Bis zu 25 Prozent der Baukosten können durch die Anwendung des Regelstandards gespart werden, das kann sich sehen lassen. Und es ist deshalb auch richtig, den Regelstandard in der sozialen Wohnraumförderung konsequent anzuwenden.

Es gibt einen weiteren Aspekt, der für den Umstieg auf die Wärmepumpe spricht: Die Unabhängigkeit. Als wir 2004 unser erstes Haus gebaut haben, haben wir eine Gasheizung eingebaut. Damals war das der Standard. Ein, zwei Jahre später kam eine horrende Nachzahlung. Ich fragte nach, wieso trotz gleichem Verbrauch die Kosten so gestiegen seien. Die Antwort lautete: Das Gas an sich wäre nicht teurer geworden, aber der Ölpreis sei so gestiegen und der Gaspreis sei eben an den Ölpreis gekoppelt. Das fand ich so absurd, beim zweiten Hausbau vor zehn Jahren war für mich dann klar, Erdwärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik, etwas anderes kam nicht in Frage.

Und 2022 nach dem Überfall Putins auf die Ukraine? Was hatten wir hier in Deutschland für Sorgen, wie wir durch den Winter kommen würden! Unabhängigkeit ist also bei weitem nicht nur ein Klimaschutzthema. Heizen mit Öl und Gas ist die Vergangenheit, nicht die Zukunft. Wichtig ist es, die Menschen dabei mitzunehmen und da zeigen uns die Ergebnisse der Studie einen guten Weg auf. Vielen Dank.

Bina Braun

Sprecherin für Bauen, Wohnen, Kommunales, Ländliche Räume