Digitale Transformation wagen und innovativ gestalten

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 18 – Künstliche Intelligenz in Kunst, Kulturmanagement und Kulturvermittlung

Dazu sagt die kulturpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Uta Röpcke:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,

die digitale Transformation vollzieht sich in rasantem Tempo, sie ist nicht aufzuhalten und es besteht auch gar kein Grund dafür. Denn sie eröffnet neue Möglichkeiten für den Kultursektor und hier besonders für die Kultur- und Kreativwirtschaft, ein bedeutender, leider oft unterschätzter Wirtschaftsfaktor. Bundesweit werden knapp 3 Prozent des BIP mit rund 175 Milliarden Euro Umsatz durch Musik- und Filmwirtschaft, Buch- und Kunstmarkt, Architektur, Design und weitere Teilbranchen erwirtschaftet. In Schleswig-Holstein umfasst die Branche rund 40.000 Beschäftigte, rund ein Viertel davon in der Software- und Games-Industrie, mit einem Umsatz von knapp 2,4 Milliarden Euro. Die digitale Transformation und mit ihr der Einsatz von KI ist eine starke innovative Kraft für die kulturwirtschaftliche Entwicklung in Schleswig-Holstein.

Kreative Prozesse werden sich in der gesamten Branche ändern, neue Formen künstlerischen Ausdrucks sich in bildender Kunst, Musik und Theater entwickeln. Beim ersten „German Creative Economy Summit“ in Hamburg habe ich Roman Lipski kennen gelernt. Ein Maler, der seit 2016 eine generative KI in seinen Schaffensprozess als Inspiration und Muse einbindet. Er ist ein international gefeierter Künstler der Quantenkunst und zeigt, wie Mensch und Maschine im Einklang miteinander kreativ sein können.

Aber viele Kreative sehen diese Entwicklung mit Sorge, sehen mehr Risiken als Chancen, durch eine noch nicht vorhandene Kennzeichnungs- und Transparenzpflicht KI-generierter Inhalte, durch diskriminierende Algorithmen (sog. „Social Scoring“) und durch ein Urheberrecht, das sich noch an alten Realitäten orientiert, um nur einige Beispiele zu nennen. Internationale Proteste aus Film- und Musikbranche schlugen erst kürzlich wieder hohe Wellen.

Nicht zuletzt angesichts dieser Risiken bekommt Kulturpolitik auch in Schleswig-Holstein eine neue Rolle, denn wir wollen die Chancen von KI im Kultursektor zum Beispiel durch eine verbesserte Umsetzung von Open Library Konzepten, durch digitalgestützte Restauration von Artefakten, digitalisierte Archivalien oder Musikerkennung bei Urheberrechtsverletzungen, durch erhöhte Barrierefreiheit oder durch Unterstützung des Audience-Development für Kultureinrichtungen nutzen.

Für eine möglichst risikoarme Nutzung müssen auf allen politischen Ebenen klare Rahmenbedingungen für den KI-Einsatz definiert werden. Eine große Aufgabe, bei der wir nun die ersten Schritte gehen werden.

Warum ist jetzt genau der richtige Moment dafür? Auf europäischer Ebene ist der Digital Services Act in Kraft, der AI-Act wird es voraussichtlich im Juni sein. Erst vorgestern hat dazu der der Ministerrat der 27 EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel getagt und den AI-Act beschlossen, dem das EU-Parlament bereits im März zugestimmt hatte.

Wir haben in Schleswig-Holstein bereits gute Grundlagen: Wir haben seit 2019 einen digitalen Masterplan Kultur, der aktuell in Überarbeitung ist. Wir haben eine Digital- und seit November 2023 auch eine Medienkompetenzstrategie, die in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Digitalisierung in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und dem OKSH umgesetzt wird. Medienkompetenz und Digital Literacy sind für uns alle, nicht nur für Kinder und Jugendliche, die Voraussetzung, um KI zu verstehen und Potenziale von KI zu nutzen. Seit Dezember 2023 haben wir kulturpolitische Leitlinien, die Digitalität, Digitale Transformation, als ein Schwerpunktthema definieren. Und wir haben mit dem Kulturdialog seit 2012 einen Raum, in dem Politik mit Expert*innen aus der Kreativbranche, mit Künstler*innen und Kreativen gemeinsam Fragen von KI-Anwendung und Ethik reflektieren kann.

Wir haben hier in Schleswig-Holstein also beste Voraussetzungen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es braucht, um digitale Transformation zu wagen und innovativ zu gestalten! Wir wollen Kulturschaffende und Kultureinrichtungen in Schleswig-Holstein dazu ermutigen und dazu befähigen, mit KI zu experimentieren. Aber auch dazu, sich mit ihrem Einsatz kritisch auseinanderzusetzen.

Daher bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag.

Vielen Dank!

Uta Röpcke

Parlamentarische Geschäftsführerin

Sprecherin für Erwachsenen- und Weiterbildung, Kultur, Denkmalschutz